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Mittwoch, 29. April 2015

Bin ich erst im Kaufrausch …


… Inmitten einer nach Luxus strebenden Welt kann ich erkennen, dass Genuss durch Verzicht entstehen kann.

Weil wir ja bei der letzten Shoppingtour noch nicht alle Kleidungstücke, die wir so benötigen, finden konnten, haben wir beschlossen nach Füssen zum großen Outletcenter zu fahren. Wir kennen dies noch von einem Ausflug im letzten Jahr. Für mich heißt das, dass ich mich am Freitag schon nach Laupheim aufmachen.

Am Samstag ist dann frühes Aufstehen angesagt. Und nachdem Clyde Gassi war und wir alle gefrühstückt haben, fahren wir los. Die knapp 130 km haben wir freie Fahrt auf der Autobahn und kommen ohne Stau an. Das Outletcenter in Füssen besteht aus fünf großen Läden (Sportscheck – Schöffel – Vaude – Addidas – Reebok), die eben hauptsächlich Outdoor- und Sportbekleidung verkaufen. Dies zu reduzierten Preisen (zwischen 10% bis zu 70% günstiger).
Wir strunzen durch die Läden, schauen hier und dort, probieren mal was an, hängen es wieder weg. Ich bin schon lange nicht mehr so großzügig im Geld ausgeben wie früher. Bei vielem frage ich mich: Brauche ich das wirklich? Okay, hin und wieder lässt meine Disziplin nach und ich kaufe mir spontan etwas, das eigentlich unnötig und viel zu teuer ist. Aber das ist dann auch in Ordnung!

Zwischendrin brauchen wir eine Pause. Clyde hat bisher geduldig im Auto gewartet und sich jetzt definitiv einen Spaziergang verdient. Den machen wir dann auch und anschließend hüpft er (fast) ganz freiwillig wieder auf die Rücksitzbank, weil er denkt es geht endlich weiter.

Weiter geht es aber erstmal nur bei uns. Insgesamt sind es dann gute drei Stunden. Wir arbeiten uns durch die Läden, schauen, probieren, verwerfen, schauen nochmal. Mir geht es oft so, dass ich dann wirklich erst kurz vor Schluss, wenn ich nur noch mal schnell einen letzten Blick auf etwas werfen möchte, doch fündig werde.

Ausbeute heute: Pullover, Jacke und Tasche für mich – wobei letztere ein kleiner Bonus ist, nicht für den Camino; kurze und lange Hose und Regenschirm für Klaus – wobei letzterer nicht unbedingt für den Camino ist, sondern er war einfach günstig und ist superleicht …

die neue Kleidung im Einsatz
Auf der Rückfahrt halten wir noch bei Mamut in Memmingen. Direkt neben der Autobahn steht ein riesiges Gebäude von denen und irgendwie dachten wir uns, da gibt es vielleicht einen Lagerverkauf. Nun, es gibt einen Laden in dem Gebäude, aber die Kleidung, die zum Verkauf steht gibt es nur zum regulären Preis. Mit anderen Worten: sauteuer! Das einzige für unseren Geldbeutel erschwingliche, sind die kleinen Mamut-Figuren aus Stoff, aber die sind dann doch eher Caminountauglich. Wir sind ziemlich schnell wieder draußen …

Etwas gefrustet, machen wir gegenüber bei McD einen kurzen Stopp und gönnen uns eine Portion Pommes und einen Milchkaffee. Der hält uns dann auch fit bis wir wieder in Laupheim sind. Hier kriegt nun erstmal Clyde sein Recht und wir drehen eine schöne Gassi-Runde.

Aber dann ist die Luft auch raus. Einkaufen ist fast anstrengender als ein 30 km–Tag auf dem Pilgerweg …

Fortsetzung folgt …

Montag, 27. April 2015

Stockgeschichte …



»Wirf deinen Wanderstab nicht fort, ehe du aus dem Sumpf heraus bist.« (Aus Ghana)

Nun, im Sumpf der Entscheidungen stehe ich vielleicht, aber ob da die alten Trekkingstöcke helfen? Wo sind die überhaupt? Ah, da, im Schrank, ganz unten, ganz hinten … Ein wenig sind die guten Stücke schon in die Jahre gekommen. Aber dafür, dass es ziemlich billige vom Aldi sind, haben sie dann doch gut gehalten! Und mich ja immerhin auch über 2300 km nach Santiago begleitet (und noch viel weiter auf anderen Wegen).  Okay, sie sehen doch schon ein bisschen mitgenommen aus. Gleich mal testen. Es sind größenverstellbare, aber ich stelle schnell fest, dass die Größe nur noch bedingt verstellbar ist und nicht mehr auf meine Größe einstellbar. Mist!
Aber alles ist immer für irgendwas gut. Denn nun erfüllen sie einen anderen Zweck. Meine noch sehr fitte Mutter, ist mit ihren 82 Jahren kürzlich zu der Erkenntnis gekommen: ‚Naja, vielleicht werde ich doch langsam etwas älter‘ … und hat beschlossen es bei ihrem täglichen Spaziergang mit Walkingstöcken zu versuchen. Für sie – die gut 20 cm kleiner ist als ich – passen meine Stöcke noch prima. Und ich finde, irgendwie passt das ja auch – ich meine so alters- und erfahrungsmäßig …

Ich bin also wieder mal im WWW unterwegs, auf der Suche nach den passenden Wanderstöcken für mich (und Klaus, den ich inzwischen überzeugt habe, das mit Stöcken laufen seine Vorteile hat). Ich werde erstmal erschlagen von der Flut der Angebote. Und wenn man mal so nach Meinungen / Bewertungen googelt, wird es auch nicht besser.
Letztlich entscheide ich alleine nach Gefühl und Geldbeutel und erstehe ein recht günstiges No-Name-Produkt. Und warte nun wenig geduldig, dass diese endlich geliefert werden, damit ich sie testen kann …

Fortsetzung folgt …

Donnerstag, 23. April 2015

Ansteckungsgefahr …



»Geteilte Freude, ist doppelte Freude.«

Ich habe es geschafft und Klaus mit meinem Jakobsweg-Pilger-Fieber angesteckt (na bitte, geht doch) … und er hat beschlossen wirklich für eine Woche mit zu pilgern. Ich habe ja so ein bisschen den Verdacht, dass ihm bisher am Meisten Spaß macht, dass er im Prinzip eine komplette neue Ausrüstung nebst Kleidung einkaufen muss. Naja, er kennt ja auch das Pilgern noch nicht …

Mark Twain sagte einmal: ‚Wer alle Sorgen dieser Welt vergessen will, braucht nur Stiefel zu tragen, die eine Nummer zu klein sind.‘ - Das wollen wir natürlich nicht ausprobieren und vergessen die Sorgen der Welt lieber beim Laufen in bequem passenden Schuhen. Also ist das erste und wichtigste: Klaus braucht Wanderschuhe! Die wollen dann auch noch eingelaufen werden.

Man kann ja Vorurteile haben, wie man will – aber mit einem Mann Schuhe einkaufen ist auch nicht so einfach … Doch ich übe mich in Geduld (bekanntermaßen nicht meine starke Seite) und schleppe im Laden ein Modell nach dem anderen an. Nee, die sind hier nicht, die da nicht, die drücken, die sind zu klein, zu groß, zu hoch … Nun, gerade bei Wanderschuhen ist es wichtig, dass sie wirklich gut passen und ich erinnere mich, wie schwer ich mich damit getan habe die richtigen zu finden. 

Ich denke dankbar an meine guten Keens zuhause. ‚Abgetretene Schuhe erzählen mehr, als mancher Reiseberichterstatter.‘ (Martin Gerhard Reisenberg) Nach meinem Camino 2011 waren meine Schuhe ziemlich gut ein- und die Sohlen abgelaufen. Und da nach dem Weg, ja bekanntermaßen vor dem Weg ist, überlegte ich, diese neu besohlen zu lassen. Aber irgendwie traute ich das in USA niemandem so richtig zu und außerdem, geht das überhaupt? Eine günstige Fügung kam mir zur Hilfe. Kurz nachdem ich zurück war, erhielt ich von Gander Mountain – der Laden bei denen ich die Schuhe gekauft hatte – einen Newsletter mit allem was es gerade so im Sale gibt. Und da war es, genau das gleiche Modell, wie meine Schuhe. Diese hatte mich gut begleitet und so bestellte ich kurzerhand ein Paar. Inzwischen ist dieses Paar Keen gut eingelaufen und wird mich auf meiner nächsten Pilgerreise begleiten.

Auf der Suche nach den passenden Wanderschuhen für Klaus steuern wir an diesem Tag noch ein paar andere Schuhläden an, werden aber nicht fündig. Nun ein bisschen Zeit ist ja noch.

Wir wissen zwar in etwa wie lang der Weg sein wird, aber in einem ‚schlechten Schuh‘ ist schon ein Kilometer zu viel. Darum gibt es eine Woche später einen neuen Anlauf in Sachen Wanderschuhe für Klaus. Nachdem er ja nun schon einige anprobiert hat, hat er eine Vorstellung davon, was er gerne möchte.
Meine Idee war, bei mir hier ‚um die Ecke‘ in Filderstadt in den Outdoor-Laden Woick zu gehen. Den gibt es schon ziemlich lange, er ist ziemlich groß und wie ich finde gut sortiert. Gesagt getan. Samstagmorgen machen wir uns auf. Ich liebe diesen Laden. Ich finde zwischen all der speziellen Kleidung, Ruck- und Schlafsäcken, Zelte, Büchern, aller andere Kleinkram, den der Outdoor-Mensch so braucht und natürlich den entsprechenden Schuhen – liegt immer so ein Hauch von Abenteuer.

Nun Klaus kann sich nicht so recht entscheiden. Er hatte letzte Woche in Ulm ein Modell anprobiert, das es dann aber nicht in seiner Größe gab. Dies hat er nun irgendwie im Kopf und da haben alle anderen nicht so recht eine Chance. Hier gibt es diese auch nicht. Immerhin sind wir nun schon ein wenig schlauer was Modelle und Marken angeht … und ich erstehe noch ein Camino-Buff.

Ein weiterer Versuch ist das Outlet von Globetrotter in Metzingen. Tja und hier werden wir dann tatsächlich fündig.

Ausbeute des Tages: 1 Paar Schuhe für Klaus, 1 Hose und 1 Halstuch für mich. Außerdem Informationen zu Rucksäcken und anderen interessanten Ausrüstungsgegenständen.

Das feiern wir, indem wir nachmittags einen Spaziergang machen – Klaus neue Schuhe testen. Wir sind so gut drauf, dass dieser gleich in eine kleine 12 km Wanderung ausartet. Ankunft zuhause ohne Blasen!

Fortsetzung folgt …

Dienstag, 21. April 2015

Kleider machen Pilger…



»Die beste Vorbereitung zu einer guten Arbeit für den morgigen Tag ist, heute gute Arbeit zu leisten.« (Elbert G. Hubbard)

Gleiches gilt sicher auch für das Pilgern …

Ich kann kaum den Feierabend abwarten und als ich endlich zuhause bin, laufe ich hektisch durch meine Wohnung. Wo sind eigentlich meine ganzen Wanderklamotten? Passen die überhaupt noch? Meine Utensilien, wie z.B. das Taschenmesser? Und wo ist mein Rucksack?

In einer großen Hutschachtel auf meinem Kleiderschrank werde ich fündig. Sauber und ordentlich gefaltet, meine Pilgerkleidung. Sofort werden Erinnerungen an meinen Camino 2011 wach. Mit Schwung die Schachtel ausgeleert und alles liegt durcheinander auf dem Bett. Meine Wanderhose! Hm, irgendwie passt nicht mehr so richtig (habe ich tatsächlich abgenommen?). Tja, mich da wieder hinein futtern mag ich nicht, also muss wohl eine neue Hose her. Naja, diesmal laufe ich ja auch im Sommer und die schwere schwarze Trekkinghose wäre sowieso auch etwas warm.  Nach und nach stöbere ich mich durch die Kleidung und sortiere was noch tauglich ist und was nicht.

Als nächstes unterziehe ich meinen Rucksack (den ich inzwischen auch gefunden habe, ganz hinten im ‚Abstelleck‘) einer eingehenden Prüfung. Prinzipiell ist der noch ziemlich gut in Schuss, allerdings ist viel zu groß (55 + 10) und schwer für eine 14-tägige Pilgerreise. *Seufz*, schon scheint mein Plan wieder in etwas weitere Ferne zu rücken, denn Alles neu anschaffen sprengt dann wohl doch den Rahmen meiner finanziellen Möglichkeiten … Ach da wird sich schon eine Lösung finden, denke ich …

… und meine Fähigkeit zu Übersprungverhalten hilft mir mal wieder weiter – zur Motivation gönne mir nämlich erstmal ein paar neue Socken. Ich habe in der Facebookgruppe über die Wrightsocks gelesen und so ein Paar mit Caminosymbol muss ich einfach haben …

… und schon kribbelt es wieder in den Füßen.

Fortsetzung folgt …

Montag, 20. April 2015

Ich gehe! …

»Unmöglich« heißt nur, dass man die Lösung noch nicht gefunden hat.

Beim Abendspaziergang mit Clyde genieße ich das Laufen und draußen sein und so sage ich ziemlich laut zu mir oder irgendwas oder irgendwem „Ich gehe!“ … und lausche dann in die Abenddämmerung ob meine Worte Echos werfen – Nichts! Aber ich weiß sicher, es sind keine verlorenen Worte, weil sie tief aus meinem Gefühl kommen. „Ich gehe“ – alles andere? Verschieben wir’s auf morgen …

Der kommt. So und wie war das, in Lösungen denken? Meine größte Sorge ist die „Sache“ mit Clyde. Aber, so denke ich, ich bin doch nicht die erste, die mit Hund läuft. Es ist machbar und letztlich nur eine Frage der Organisation, oder?

Ich schiebe einfach alle Zweifel beiseite. Es ist beschlossen: Ich gehe! … Und schon fängt es an zu kribbeln. Im Magen, im Kopf, überall! Alleine der Gedanke daran lässt mich lächelnd durch den Tag tanzen.

Ich finde ja, dass die Organisation einer solchen Pilgerreise schon die ‚halbe Miete‘ ist. Und ich bin mal wieder dankbar für die großen Weiten des Internets. Hier stöbere ich nun auf verschiedenen Seiten und sammle Ideen. Vor allem in der Überlegung, wo ich denn nun pilgern möchte.

Als ich dann das nächste Mal in Laupheim (bei Ulm) bin, fahren wir – so als Sonntagsausflug - die naheliegenden Orte an, an denen der Jakobsweg verläuft. Und hier beschließe ich dann, dass ich auf dem Jakobsweg Nürnberg – Bodensee laufen werde.

Damit das Ganze gefühlt noch realer wird (Lebenserfahrungslerneffekt), bestelle ich mir mal den Pilgerführer von Outdoor „Deutschland: Jakobsweg vom Oberpfälzer Wald zum Bodensee“. Zwei Tage später ist er da und ich vertiefe mich sofort darin.

Mein Pilgerfreund Heribert schickt mir außerdem noch eine Liste mit Übernachtungsmöglichkeiten (inkl. Geheimtipps) und ein paar Unterlagen zum Ansporn …

Bin ganz aufgeregt, als würde ich schon morgen loslaufen!

Fortsetzung folgt …