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Donnerstag, 28. Mai 2015

Etappenplanung …



»Das Leben geht oft seltsame Wege. Oft glaubt man etwas erreicht zu haben und es stellt sich heraus, es war nur eine Etappe.«

Heute ist nicht viel los im Büro und ich beschließe die Zeit zu nutzen um mich ein bisschen mit meiner kleinen Pilgerreise zu beschäftigen.

Damit ich etwas genauer planen kann, nehme ich mir mal die Etappen vor. Ich bin kein großer Vorplaner, das heißt, lieber würde ich mich einfach so treiben lassen auf dem Weg; sehen wie weit meine Füße mich tragen und wo ich dann ‚lande‘. Das ist für mich die schönste Art zu pilgern. Doch da ich zum einen nur begrenzt Zeit habe und nur einen Teil alleine laufe, und zum anderen wir dann für ein paar Tage mit Hund unterwegs sind, bleibt es mir nicht ganz erspart.

So studiere ich nun also die Abschnitte, errechne mir grob, wo ich loslaufen könnte, um dann in der zweiten Woche Klaus und Clyde zu treffen.
Mit Hund ist es mit den Übernachtungen auch nicht ganz so einfach – nicht überall sind Fellnasen erwünscht. Wobei Clyde ja zum Glück relativ klein und niedlich ist, das versöhnt viele Menschen schnell, dennoch muss ich vorher nachfragen.

Ich stelle fest, die Planung regt die Vorfreude an und wieder mal denke ich: ich würde am liebsten morgen loslaufen. Ich bin mal gespannt, wie sich das dann auf meinen Weg auswirken wird – bei meiner letzten Pilgerreise bin ich ja wirklich eher so draus losgelaufen …

Wobei ich auch zugebe, ich bin ein wenig ungehalten. Umständehalber musste ich meine ursprüngliche Planung ca. 3 Wochen unterwegs zu sein, nochmal ändern. Somit bin ich insgesamt nur 14 Tage unterwegs. ‚So kurz‘ … geht mir da durch den Kopf. Aber sollte ich nicht dankbar sein, dass ich es in diesem Jahr überhaupt verwirklichen kann? Ich denke an einen Satz, den ich mal gelesen habe: ‚Ein schönes Leben kann nur haben, wer aufhört, sich ein besseres zu wünschen.‘ … Gleiches gilt sicher auch hier. Ich denke, ich sollte das Leben so genießen, wie es eben ist, statt immerfort nach dem zu streben, was im Moment einfach nicht machbar ist. Das Verlangen nach allen möglichen Dingen - geschickt genährt von denen, die es herstellen oder vertreiben - ist ein Virus, das den Geist der Zufriedenheit aushöhlt. Kein Mann verdient je genug, keine Frau ist schön genug, kein Kleidungsstück neu genug, keine Wohnung repräsentativ genug eingerichtet, kein Essen raffiniert genug. Es gibt einen Punkt, wo die einzige Rettung darin besteht, dass man von der Rolltreppe abspringt und sich sagt: ”Schluss! Was ich habe reicht. Es ist an mir, etwas daraus zu machen.” – und das werde ich auf meiner Pilgerreise auch tun …

Also Etappenplanung … nachdem ich ein wenig daran herumgefeilt habe, bin ich zufrieden. Ich werde in Markt Heidenheim, Bayern, loslaufen. Die ersten 6 Tage bin ich dann alleine unterwegs. In Ulm (bzw. Laupheim) treffe ich mich dann mit Klaus und Clyde und wir werden die restlichen 6 – 7 Tage zusammen an den Bodensee laufen.  Der Camino kommt näher …

25.7.    Nürnberg                 
26.7.    Anreise Markt Heidenheim - Oettingen            
27.7.    Oettingen -  Nördlingen               
28.7.    Nördlingen  - Neresheim             
29.7.    Neresheim – Giengen                   
30.7.    Giengen - Nerenstetten                 
31.7.    Nerenstetten - Ulm  (Laupheim) 
1.8.      Ulm - Oberdischingen
2.8.      Oberdischingen - Äpfingen
3.8.      Äpfingen - Muttensweiler
4.8.      Muttensweiler - Bad Waldsee
5.8.      Bad Waldsee - Weingarten
6.8.      Weingarten - Ettenkirch
7.8.      Ettenkirch - Markdorf
8.8.      Markdorf - Meersburg
9.8.      Konstanz & Rückreise
         

Jetzt muss ich noch die Übernachtungen klären, denn vor allem in der zweiten Woche, mit Hund, wird es nicht ganz einfach. Nun, für die Strecke Ulm – Bodensee hat mir Pilgerbruder Heribert schon ein paar Tipps gegeben und ansonsten ‚forsche‘ ich einfach noch ein bisschen weiter. Irgendwo werden wir schon unterkommen … Vielleicht hat ja auch noch jemand einen Tipp??

Fortsetzung folgt …

Dienstag, 26. Mai 2015

Testlauf - Fortsetzung ...



Tag 2, 24.5.15

»Jeder, der sich die Fähigkeit erhält, Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.« 
(Franz Kafka)

Ich habe sehr gut geschlafen, was ich nicht wirklich verwunderlich finde. Aber zu meiner üblichen Aufstehzeit bin ich wach. Ist noch bisschen früh, so döse ich weiter vor mich hin. Klaus schläft noch, Clyde kommt und will bisschen kuscheln. Ist ja praktisch für ihn, dass mein „Bett“ so nah am Boden ist.
Als ich dann aufstehe, bemerke ich, dass ich nichts merke. Soll heißen, mir tut nichts weh und ich kann mich locker bewegen. Ich bin erstaunt, finde das aber richtig gut. Okay, als ich die Treppe runtergehe, spüre ich dann doch ein leichtes Ziehen im linken Knie, aber nichts Ernsthaftes. Mal sehen, wie es dann heute Abend ist.

Als erstes bekommt natürlich Clyde sein Frühstück und eine Runde spazieren gehen. Dann sind wir dran. Inge hat uns ein tolles Frühstück gemacht, dass dem in einem Hotel in nichts nachsteht. So sitzen wir dann auch ewig und essen und trinken Kaffee und reden. Eigentlich wollten wir gegen halb zehn wieder unterwegs sein, aber es wird dann halb elf. Naja, egal, wir haben ja keine Termine am Abend und es ist prinzipiell egal wann wir ankommen.

 Wir bekommen dann jeder eine extra große Vespertüte mit (Brötchen mit Käse und Wurst und Obst) und sind bald abmarschbereit. Inge begleitet uns noch ein Stück. Am Ortsrand bedanken und verabschieden wir uns und sind wieder unterwegs.

Wir haben beschlossen einen anderen Weg zurück zu laufen, sind also nicht direkt auf dem Jakobsweg unterwegs. Aber Pilger ist man im Herzen und so macht es nichts, wenn man mal von der Strecke abweicht.

Erstes Ziel, der Ort Aßmanshardt. Die Pfarrkirche St. Michael überragt den ganzen Ort. Sie sieht beeindruckend aus, aber es ist Sonntagmorgen und so wird es nichts mit einem Blick ins Innere, da bestimmt Gottesdienst ist. Wir ächzen einen Berg rauf und versuchen uns daran zu erinnern, was Inge zwecks Wegführung gesagt hat (so ganz ohne Zeichen komme ich mir doch etwas verloren vor).
Oben finden wir eine schöne Bank, an der wir erstmal eine Pause machen. Als wir dann weitergehen wollen, sind wir uns nicht sicher wo lang. Klaus meint der Weg geradeaus sei es. Ich denke, er kennt sich in der Gegend ein bisschen aus und folge ihm. Bin mir dann aber nicht mehr ganz sicher und befrage Google. Und siehe da, wir hätten weiter vorne abbiegen sollen. Doch Google weiß auch, dass wir hier gleich den Weg nehmen können und dann weiter vorne wieder auf den ursprünglichen Weg treffen. Okay, dann los … 

Der Weg entpuppt sich als etwas anspruchsvoll, vor allem für den Wagen. Waldarbeiter haben hier mit schwerem Gerät gearbeitet und der Boden ist aufgewühlt und von den Regenfällen der letzten Woche noch ziemlich aufgeweicht. Clyde muss laufen, Klaus schiebt tapfer den roten Flitzer durch den Matsch (der hier nun absolute Geländetauglichkeit beweist) und ich stiefele hinterher.

Als wir es endlich aus dem Wald geschafft haben, liegt rechts von uns Alberweiler. Doch wir lassen es eben da liegen und laufen weiter geradeaus. Zwar verpassen wir so das Schlössle Alberweiler, aber das kann man eh nur von außen bestaunen. Und in der Ferne sehen wir schon den Kirchturm von Schemmerhofen.

Es ist herrlich zu laufen. Der Rucksack scheint heute irgendwie viel leichter als gestern und besser zu sitzen. Die Luft ist nicht so schwül und es weht eine angenehme Brise. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir heute mehr Pausen einlegen. Oft nur 5 – 10 Minuten, aber es macht doch etwas aus.


Nach weiteren 3 km erreichen wir dann Schemmerberg, wo wir wieder auf den Jakobsweg  treffen. Heute wollen wir auch zur Kirche St. Martin hinauf. Diese liegt am höchsten Punkt des Ortes und wir kommen fast ins Schwitzen als wir die gut 600 m den Berg raufsteigen. 
Doch es lohnt sich. Zum einen hat der Obst- und Gartenbauverein hier ein schönes Rastplätzchen für Pilger geschaffen. Außerdem gibt es im Gemeindehaus ein für Pilger zugängliches WC. Die Aussicht ist einfach klasse und die Kirche ein wahres Kleinod. Ich hole mir einen Stempel und verweile für einen Augenblick.
Der Platz ist so schön und ruhig, dass wir fast eine Stunde sitzen bleiben.

Vom Kirchhof aus hat man wirklich einen tollen Rundumblick ins Land. Man kann sogar das orangene Laupheimer Hochhaus sehen. Scheint ein Katzensprung, aber eben nur Luftlinie. Wir machen wir uns auf, die letzten 8 km zu pilgern.
Vorbei am Baggersee, in dem aber noch keiner badet, sind wir nach ca. 22 km gegen 5 Uhr in Laupheim. Etwas müde, aber guter Dinge, das wir die Tour im Juli machen können – mit ein paar Änderungen zwar, aber da darf man eben flexibel sein. Nach einer heißen Dusche und einem kleinen Abendessen sieht die Welt schon wieder ganz rosig aus.

Clyde ist ziemlich KO. Er ist heute etwas mehr gelaufen, doch er hätte im Wagen sitzen können, wenn er gewollt hätte. Zumal, nachdem er feststellte, dass es echt toll ist rumkutschiert zu werden und dabei die Nase in den Wind zu stecken, er ganz gerne darin ist. Allerdings steht er die meiste Zeit. Das hat natürlich zur Folge, dass er tagsüber weniger seiner üblichen Schlaf- bzw. Ruhepausen hat. Ich werde das in meiner Planung für Juli bedenken und die Etappen anpassen. Acht Tage am Stück würden wohl auch zu anstrengend für ihn (ist ja schließlich nicht mehr der Jüngste). Aber dann pausieren wir zwischendrin einfach mal und laufen kürzere Strecken. 
 
Alles machbar, wenn man in Lösungen denkt …
Erkenntnisse des Tages:
1. Deutschland ist richtig schön
2. Ich sollte vielleicht noch ein bisschen trainieren.
3. der Rucksack muss leichter werden!...